„Bio boomt“ ist eine beliebte Überschrift. Gerne wirbt der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e. V. (BÖLW) mit zweistelligen Absatzzahlen beim Umsatz:
„2015 kauften deutsche Haushalte für 8,62 Mrd. € Bio-Lebensmittel- und Getränke und gaben damit rund 11% mehr für Bio-Produkte aus als noch im Vorjahr. Obwohl sich der Bio-Markt auch in den vergangenen Jahren sehr dynamisch entwickelte, konnten zweistellige Wachstumsraten zuletzt 2008 verbucht werden. Insbesondere das Engagement des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) – und hier vor allem der Discounter – brachte 2015 mehr Bio-Produkte zu den Kunden, die ein größeres Sortiment gern annahmen.“
Was dabei geflissentlich verschwiegen wird: Der konventionelle Lebensmittelmarkt wächst ja auch. Und wenn ich den Bio-Anteil am Gesamtmarkt betrachte, wächst der wesentlich langsamer:
Was dieser Dynamik auch so gar nicht recht folgen will, ist das Wachstum der nach den Prinzipien des Ökolandbaus bewirtschafteten Fläche (orange)in Deutschland. Allein betrachtet (links) lässt sich ein deutliches Wachstum erkennen, in Relation zur gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland (blau) gesetzt, folgt die Ernüchterung:
Auf ihre Präferenzen beim Lebensmitteleinkauf angesprochen, antworten Verbraucher überraschend desinteressiert am Bio-Label. Bei der SGS Verbraucherstudie von 2014 gaben gerade einmal 16 Prozent der Männer und 28 Prozent der Frauen an, dass sie beim Einkaufen darauf achten, dass es sich um Bio- oder Ökoprodukte handelt. Kriterien wie Frische, Qualität und Preis wurden als wichtiger angesehen:

Die Attraktivität von Bio-Lebensmitteln ist letztlich auch eine Preisfrage: Da, wo das Preisgefälle zum konventionellen Äquivalent besonders groß ist wie etwa bei Fleisch dümpelt der Marktanteil bei ein zwei Prozent. Im hessischen Fulda wurde jetzt ein Fleischwarenhersteller verkauft, der auf Bio-Fleisch spezialisiert war. Die Kurhessische Fleischwarenfabrik (kff) hat vor allem tegut beliefert. Doch die Supermarktkette zog sich mehr und mehr aus der Zusammenarbeit zurück, die Verträge liefen Ende des Jahres aus. Wie jetzt bekannt wurde, wird die Deuerer-Gruppe die kff übernehmen. Ab Februar steht dadurch ein Sortimentswechsel an: Statt hochwertiger Wurstwaren und Bio-Fleisch wird in Fulda dann Heimtiernahrung hergestellt werden: