Jede Kommunikations-Kampagne arbeitet mit Bildern. Manche Bilder wirken nonverbal, ohne Erklärung. Ich habe mal Screenshots von den Google-Bildersuchen zu den Begriffen „Gentechnik“, „Glyphosat“, „Impfen“ und „Ausländer“gemacht:
Bilder, die Emotionen – vor allem Angst – vermitteln, erwecken leichter die Aufmerksamkeit als mühselig aufgedröselte Fakten. Und die Botschaften, die damit vermittelt werden, setzen sich auch viel leichter bei den Menschen fest – quasi übers Rückenmark.
Medienschaffende müssen deshalb verantwortlich mit Bildern umgehen, auch mit bildhafter Sprache: „Flüchtlingsstrom“, „Masseneinwanderung“, „Chlorhuhn“, „Massentierhaltung“, „Kükenschreddern“, „Schnäbelschneiden“, „Ackergift“ – Zeitungen und TV-Sendungen sind voll davon. Die Begriffe sind schlagkräftig und damit eine nützliche Abkürzung, um nicht umständlich erklären zu müssen, was man eigentlich meint.
Prof. Dr. Edgar Wolfrum und Dr. Cord Arendes von der Universität Heidelberg schreiben bereits 2006 im Forschungsmagazin „Ruperto Carola„:
„Bilder und Fotos entfalten ihre eigene Dynamik mit unvorhersehbaren Folgen – je nachdem, auf welches Publikum sie stoßen. Vor diesem Hintergrund ist es eine wichtige Herausforderung für die Zeitgeschichte, Medienkompetenz bei den Bürgerinnen und Bürgern zu entwickeln und zu stärken. Die einstige Hegemonie der Druckschrift in der Aneignung von Wirklichkeit ist unwiederbringlich an ihr Ende gekommen.
Wir haben die Gutenberg-Galaxie hinter uns gelassen. Man wird sagen können: Nicht der Schriftunkundige ist der Analphabet der Zukunft, sondern der Bildunkundige. In einem Satz: Das Schlagbild hat das Schlagwort abgelöst!“
Besonders Fotografien sind verführerisch: Fotos geben vor, die Realität abzubilden, tun dies aber nicht, und das nicht erst, seit es Photoshop gibt. Und: Auch Fotos können lügen. Um Themen wie Gentechnik oder Pflanzenschutz zu veranschaulichen, wird häufig eine allegorische Bildsprache verwendet. Neben dem Maiskolben wird dann noch eine Spritze oder andere Laborutensilien sowie das Gefahrenzeichen für Biohazard zu einem Stillleben gemorpht. Beim Thema Glyphosat darf der Totenkopf bzw. das Gefahrenzeichen für „sehr giftig“ nicht fehlen, obwohl das bei diesem Wirkstoff gar nicht anzuwenden ist. Hier wird suggeriert: „Das ist sehr giftig!“ oder „Das ist gefährlich!“, dabei stimmt das gar nicht.
Es gibt also nicht nur Fake-News, sondern auch Fake-Botschaften in Bildform. Vielleicht sollte man dafür auch mal einen Warnhinweis einführen. Ich wüsste dafür auch schon ein Motiv: Das Gefahrenzeichen für „Hindernisse im Kopfbereich“.
Links:
• Bild oder die Macht der Bilder
• 175 Jahre Fotografie. Die Macht der Bilder
Liebe Susanne, ich lerne an jedem Adventskalender-Tag dank der gescheit gewählten Themata dazu. Schade eigentlich (gilt nur für dieses Jahr) dass Weihnachten schon vor der Tür steht! 🤔