„Wir müssen reden“

Als die Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks ankündigte, die umstrittene Bauernregel-Kampagne zu stoppen, erklärte Sie, dass der Dialogaufruf in anderer Form fortgesetzt werden soll:

Jetzt ist ein erstes Motiv der Folgekampagne gesichtet worden (siehe Foto). Handwerklich ist hier wieder so ziemlich alles falsch gemacht worden, was man falsch machen kann:

-Es fehlt ein Eyecatcher, ein Blickfänger, der neugierig macht und/oder einen ersten Hinweis auf das Thema der Kampagne gibt. Warum kein großformatiges Foto, das die gesamte Plakatfläche füllt, mit einer schönen Landschaft oder mit einer hässlichen Agrarwüste oder beides o.ä.?

-Die Schrift ist schlecht lesbar. Es gibt da so ein paar Grundregeln: keine Negativschrift (hell auf dunkel), keine Versalien, keine Schrift ohne Serifen – alle verletzt.

-Wieder – wie bei den Bauernregeln – ist das Responselement so mühlselig umzusetzen: Statt eines QR-Codes oder eines griffigen Website-Namen nur ein sperriger Link: www.bmub.bund.de/dialog-landwirtschaft

-Wenn ich die Seite www.bmub.bund.de/dialog-landwirtschaft öffne, erscheint eine unattraktive Bleiwüste:

dialog_bmub.png
Screenshot: www.bmub.bund.de/dialog-landwirtschaft

Der Button „zum Dialog-Forum“ hätte zumindest farbig sein können.

Kurzum: Mich beschleicht der Verdacht, dass der Dialog eigentlich gar nicht gewollt ist. Und falls doch, steht für mich eine Güterabwägung an erster Stelle: Wieviel Artenschutz wollen und dürfen wir uns leisten?

Oder wie ich bereits an anderer Stelle schrieb:

„Biodiversität ist kein Wert kann sich. Eine Gesellschaft kann in einem öffentlichen Diskurs dem Schutz der Arten eine besondere Stellung einräumen, aber das ist auf jeden Fall diskussionswürdig. Man muss das nicht gut finden, dass für Millionen von Euro etwa Fledermaus-Schutzwände errichtet werden müssen, damit eine Autobahn gebaut werden kann. Vielleicht findet man es wichtiger, dass die Schulen gut ausgestattet sind und es für jedes Kleinkind einen Kitaplatz gibt. Ich persönlich genieße meinen großen Garten mit Extra-Distel-und Brennnessel-Ecken für Stieglitze und Tagpfauenaugen und freue mich über drei Sorten Spechte an der Futterstation oder einem Taubenschwänzchen am Schmetterlingsflieder – aber das ist mein persönliches Ding. Niemand kann von der Gesellschaft erwarten, dass die anderen Menschen diese Vorliebe teilen.“

Oder mit Vince Ebert:

„was bitte hat ein Pandabär je für uns getan? Im Gegensatz zum Darmbakterium. Ohne diese kleinen, putzigen Kerlchen hätten wir keine Verdauung! Wir würden innerhalb von kürzester Zeit ins Gras beißen.“

 

Bildnachweis: Heinz-Josef Sprengkamp

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11 Kommentare zu „„Wir müssen reden““

  1. Wer alles zum Fressen oder vielleicht als Dekorelement fuer den Bauerngarten (ohne Glyphosat) gern hat, sieht sich halt gerne als Krone der Schoepfung

  2. Frau Günther, mit Ihrer Aussage zu „drei Sorten Spechte“ drücken sie ganz passend Ihre Geisteshaltung aus. Sorten gibt es in der Pflanzenzucht, Spechte gruppieren sich in Arten. Bitte täuschen Sie Lesern beim Thema Biodiversität keinen Sachverstand vor.

      1. weiß ich natürlich seit meinem Grundstudium im Lehrfach Zoologie. Wie hieß Ihr Studienfach in der Philosophie?

  3. Über den Eigenwert der Artenvielfalt und was für eine Welt man seinen Kindern überlassen will, kann man gesellschaftlich diskutieren. Allerdings hat sich die Gesellschaft schon vielfach dafür ausgesprochen, in dem sie Naturschutzgesetze demokatisch verabschiedet und mit großen Mehrheiten immer wieder bestätigt hat, zumindest in der EU und in vielen anderen Ländern.

    Aber unabhängig davon ist es wissenschaftlich belegt, dass der Schwund der Artenvielfalt unsere ökologischen und ökonomischen Lebensgrundlagen soga noch stärker bedroht, als der Klimawandel.
    Und wir wissen einfach nicht, welche Art wie wichtig ist. Wieviele Maschen dürfen in einem Netz reißen, bis es uns nicht mehr trägt?

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