Der Storch ist das Wappentier des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), einer der mitgliederstärksten Umweltschutzorganisationen Deutschlands. Der Einfluss der Organisation auf die Politik hat einen beträchtlichen Umfang erreicht: Im Jahr 2003 wurde der damalige hauptamtliche NABU-Präsident Jochen Flasbarth Abteilungsleiter im Bundesumweltministerium (BMU) unter Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen). Von 2009 bis 2013 fungierte Flasbarth als Präsident des Umweltbundesamt, das dem BMU unterstellt ist. Heute ist er Staatssekretär im BMU. Derzeit geht das Gerücht, dass ein weiterer prominenter NABU-Vertreter einen gut dotierten Posten im Ministerium erhalten soll. Das erregt die Gemüter. Naturschützer Jens-Werner Dettmann hat einen Offenen Brief an die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) verfasst:

Sehr geehrte Svenja Schulze,
mit großem Erstaunen lese ich heute, dass Sie wohl ernsthaft beabsichtigen, den Herrn Josef Tumbrinck, also den hauptamtlichen NABU-Chef in Nordrhein-Westfalen, zum Unterabteilungsleiter für Naturschutz in Ihrem SPD-geführten Bundesumweltministerium machen zu wollen.
Das Ganze hat für viele aufmerksame Naturfreunde sowie auch für die Wählerinnen und Wähler nicht nur einen „komischen Beigeschmack“, sondern es stinkt mittlerweile ganz gewaltig zum Himmel!
Sie als SPD-Bundesumweltministerin müssten den Bürgerinnen und Bürgern doch eigentlich genau erklären können, welchen Einfluss Ihr ehrenwerter Staatssekretär, Jochen Flasbarth, der ja bekanntlich von 1992 bis 2003 hauptamtlicher Präsident des NABU war, auf die Vergabe von zig Millionen an Fördergeldern aus Bundesmitteln hat, bzw. welche Naturschutzorganisation in Zukunft von Ihrem neuen Kollegen mit satten Zuschüssen aus dem SPD-Bundesumweltministerium bedacht wird, oder?
Glauben Sie eigentlich ernsthaft, dass die Gesellschaft diese recht eigentümliche Art der SPD-Postenvergabe ohne weiteres Nachfragen akzeptieren wird?
Werden andere anerkannte Naturschutzorganisationen tatenlos dabei zusehen, wie Sie als SPD-Politikerin das Bundesumweltministerium zum Selbstbedienungsladen für den NABU, der sich übrigens als eine Nichtregierungsorganisation (NGO) bezeichnet und auch Empfänger millionenschwerer Agrarsubventionen ist, machen?
Dass Sie mit dieser durchschaubaren Personalentscheidung der gesamten SPD keinen großen Gefallen tun, werden Sie sicherlich beim Studium der nächsten Umfrageergebnisse bzw. nach den nächsten Wahlen feststellen, wenn die Wählerinnen und Wähler Ihnen und Ihren SPD-Parteifreunden die Quittung für eine vollkommen abgehobene Personalpolitik präsentieren!
Mir tun jetzt übrigens schon die engagierten und fähigen SPD-Politiker*innen leid, die an der Basis eine prima ehrliche und bürgernahe Arbeit leisten, deren Verdienste aber durch die vielen Fehlentscheidungen der Parteispitze zunichte gemacht werden und durch die man ohne Not die Wählerinnen und Wähler in die Arme des politischen Gegners treibt!
Übrigens, während Sie sich, ebenso wie auch schon Ihre Vorgängerin Barbara Hendricks, anscheinend zu einem alles kritiklos nachplappernden und willigen Handpüppchen des Staatssekretärs im BMU mausern, reißen die Wölfe draußen auf den Koppeln und Weiden in den Wolfsgebieten mittlerweile jeden Tag Schafe und andere vorschriftsgemäß geschützte Weidetiere.
Die Schäfer und Weidetierhalter sind in höchstem Maße frustriert, denn das teure und sehr zeitaufwendige Wettrüsten gegen Wolfsübergriffe wird von den cleveren und bereits habituierten Wölfen zunehmend als vollkommen wirkungslos entzaubert.
Wenn Sie jetzt nicht schnell handeln, indem Sie eine zukunftsweisende und mutige Entscheidung treffen, werden noch mehr Schäfer und Rinderzüchter ihre Betriebe aufgeben müssen, in denen sie die wohl artgerechteste Haltungsform im Freiland praktizierten!
Dass dadurch auch zahlreiche wertvolle Lebensräume vieler geschützter und seltener Arten in unserer Kulturlandschaft für immer flöten gehen, wird Ihnen jeder praxiserfahrene Naturschützer bestätigen!
Die Wählerinnen und Wähler in den ländlichen Wolfsgebieten werden Sie auch daran messen, wie Sie in Zukunft den Umgang mit problematischen Wölfen regeln!
Anbei finden Sie und die geneigten Leser auf den Seiten 8-16 flink eine korrekte Auflistung der von Ihnen, bzw. Ihren hochkompetenten Mitarbeitern, bisher bewilligten Fördermittel aus dem Bundesumweltministerium für den NABU und dessen zahlreiche Stiftungen: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/040/1904069.pdf
An dieser Stelle möchte ich mich bei der FDP-Fraktion im Bundestag für die Zusammenstellung eines umfangreichen Fragenkataloges bedanken, mit dem sie die eigenartige Vergabepraxis im SPD-geführten Bundesumweltministerium ans Licht brachten!
Mit herzlichen Grüßen!
Jens-Werner Dettmann
Zum Autor:
Jens-Werner Dettmann ist passionierter Naturfotograf und Naturschützer. Ein Thema, das ihn besonders bewegt, ist die Rückkehr des Wolfes. Von ihm ist auf schillipaeppa.net bereits ein Offener Brief an den NABU erschienen. Dettman ist jahrelang selbst aktives Mitglied im NABU gewesen.
Hintergrund:
Die Bundestagsfraktion der FDP hatte im vergangenen Jahr die Bundesregierung befragt, in welcher Höhe der NABU durch Bundesministerien gefördert wurde. Die Abbildung zeigt auf Basis der Antwort auf die Anfrage der FDP die jährlichen Fördersummen, die allein durch das Bundesumweltministerium zugesprochen worden sind. Nicht erfasst sind bislang drei Posten, die m. E. doppelt in der Antwort der Bundesregierung aufgeführt sind. Eine entsprechende Anfrage zur Klärung des Sachverhalts ist an die Pressestelle des BMU gestellt.
Bildnachweis: Jens-Werner Dettmann
In den letzten 2 Jahren hat der NABU massiv an Fördermitteln verloren, ist dch klar, dass da jetzt gehandelt werden muss.