Deutschland droht Medienberichten zufolge ein weiteres Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission: Es ist hierzulande erlaubt, dass die Elterntiere für Öko-Hühner nur einen bedachten Auslauf zur Verfügung haben. Nach Auffassung der Kommission ist allerdings ein unbedachter Auslauf unter Tageslicht notwendig.
Unmut erzeugt diese Haltung in der hiesigen Biobranche, vor allem beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). So soll BÖLW-Geschäftsführer Peter Röhrig gegenüber AGRA-EUROPE erklärt haben, dass eine Überdachung vor allem deswegen wichtig sei, um die „besonders wertvollen“ Zuchtstämme vor möglichen Infektionen von außen zu schützen. Auch könne so erreicht werden, dass die Küken gesund schlüpften und Medikamentengaben minimiert würden.
Versteht das jemand? Es heißt doch immer, die Haltung im Freien sei für die Hühner-Gesundheit besonders förderlich. Die Tiere seien widerstandsfähiger und benötigten weniger Medikamente. Und jetzt müssen wertvolle Tiere davor geschützt werden?
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Vor einem Jahr berichtete der Tagesspiegel: Freilandhaltung stresst die Hühner.
https://www.tagesspiegel.de/wissen/tierschutz-freilandhaltung-stresst-die-huehner/20967836.html
Bei einem Vergleichstest von Haltungsformen fand sich, dass es den Hühnern, die im Freigehege am meisten Platz gehabt hatten, am schlechtesten ging. „Mit ihrer Forderung nach Auslauf unter freiem Himmel haben die wohlmeinenden Tierschützer auf der Ebene des Huhnes eine Katastrophe angerichtet“, urteilt der Tierforscher Onur Güntürkün vom Institut für Neurowissenschaften der Ruhr-Universität Bochum.