Die Umweltschutzorganisation WWF Deutschland hat das Thema Landwirtschaft für sich entdeckt. Heute wird uns folgendes Filmchen auf Facebook präsentiert:

Die dazugehörige Message: Das Rebhuhn stehe kurz vor dem Aussterben, schuld sei vor allem die intensive Landwirtschaft, die vielen Pestizide würden das Futter für die Küken vernichten.

Mal abgesehen davon, dass der dargestellte Vogel eher an eine Bronze-Pute als an ein Rebhuhn erinnert und da „Rephühner“ steht, stimmt diese Aussage so einfach nicht. Die Gründe für den Bestandsrückgang bei den Rebhühnern sind vielfältig und dürften auch regional variieren. In diesem Film über ein Wiederansiedlungsprojekt in Großbritannien wird deutlich, welche Bedürfnisse Rebhühner haben und welche Aspekte beachtet werden müssen, um ihren Bestand zu sichern:

Drei Dinge sind danach wichtig:

• Deckung und Winterquartier: Hecken sowie Bestände mit langen Gräsern bieten den Tieren auch in der kalten Jahreszeit Schutz

• Nahrung: Randstreifen als Unterschlupf für Insekten, Zufüttern mit Weizen im Frühjahr

• Schutz gegen natürliche Feinde: Prädatorenmanagement. Der Bestand von Fuchs, Wiesel, Ratte, Krähe und Elster muss reguliert werden.

Dr. Thomas Gehle von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV), bringt diese Aspekte im Interview mit der „Wild und Hund“ in einem Satz auf den Punkt:

„Die erste Option aber, dem Rebhuhn zu helfen, besteht darin, die Beutegreifer in Schach zu halten und dort, wo das Huhn vorkommt, für optimale Nistmöglichkeiten und ganzjährig verfügbare Nahrung zu sorgen.“

Bei einem Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen versucht man es bislang ohne spezielles Prädatorenmanagement – mit entsprechenden Ergebnissen:

„Fünf Jahre lang haben wir die Lebensläufe von 139 besenderten Rebhühnern mittels Telemetrie verfolgt und Daten zur Habitatnutzung, zur Mortalität, zum Reproduktionserfolg und zur Mobilität gesammelt. Die Nester lagen fast ausschließlich in Bereichen mit mehrjähriger Vegetation. Ein Viertel der Nester wurde in Blühstreifen angelegt. Die Sterblichkeit der Rebhühner war hoch, fast alle Todesfälle waren auf Prädation zurückzuführen. Bei Hennen war die Mortalität zur Brutzeit am höchsten: nur 50% der Hennen überlebten den Sommer. Im Herbst war die Sterblichkeit der Rebhühner am geringsten. Im Winter bei Schneelage war das Risiko gefressen zu werden fünfmal höher als an Tagen ohne Schnee. 82% der Todesfälle bei Hennen wurden Raubsäugern zugeschrieben. Auch Gelegeverluste traten häufig auf. Hennenverluste auf dem Nest und Gelegeverluste bedingten, dass nur 30% der Gelege zum Schlupf kamen.“

Das LANUV in NRW hat ein Faltblatt für Jäger und Landwirte herausgebracht mit Tipps, wie dem Rebhuhn geholfen werden kann. Betont wird die Bedeutung der Zusammenarbeit beider Gruppen:

„Eine solch umfassende Hilfe für das Rebhuhn wird erfolgreich, wenn Landwirte und Jäger Hand in Hand zusammen aktiv werden. Fangen Sie gleich damit an!“

Dem kann ich mich nur anschließen: Fangen Sie gleich damit an!

 

Links

• The Return of the Grey Partridge (Originalvideo vom Game & Wildlife Conservation Trust)

• Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen

• Wie ist der drastische Rückgang des Rebhuhns (Perdix perdix) aufzuhalten? Erfahrungen aus zehn Jahren mit dem Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen

• Beschreibung des Projektes „Wildtiermanagement und Naturschutz in der Fehmarnbeltregion“

• Hilfe für das Rebhuhn – Tipps für Jäger und Landwirte

• Rebhuhnschutzprojekt der Stiftung Lebensraum Thüringen e.V.

• Wild und Hund: Rebhuhn Interview Dr. Thomas Gehle 

• Game & Wildlife Conservation Trust

• Restoration of a wild grey partridge shoot: a major development in the Sussex study, UK

Bildnachweis: Robert Kreinz, http://www.photograph-austria.at/

Kommentar verfassen

Angesagt