Basilikum ist krebserregend. Wer hätte das gedacht? Aber nun mal langsam: Wie komme ich zu dieser Aussage? Es ist so: Basilikum enthält Estragol, eine Substanz, die auch unter den Namen „Methylchavicol“, „1-Methoxy-4-allylbenzol“, „4-Allylanisol“ oder „1-Methoxy-4-(2-propenyl)-benzol“ geführt wird und sich im Tierversuch als krebserregend herausgestellt hat.

Das Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV), der Vorgänger vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), schreibt dazu in einem Hintergrundpapier von 2002:

„Die Pflanzeninhaltsstoffe Estragol und Methyleugenol zeigen im Tierversuch cancerogene Wirkungen und in In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen genotoxische Effekte, wobei die Datenlage für eine endgültige wissenschaftliche Bewertung unzureichend ist. Epidemiologische Untersuchungen am Menschen zur Wirkung dieser Stoffe liegen nicht vor.“

Estragol und Methyleugenol kommen in vielen Gewürzpflanzen vor, neben Basilikum auch in Estragon, Lorbeer, Nelken, Anis, Muskatnuss und -blüte sowie Zitronengras. In Spuren findet man Methyleugenol auch in Bananen oder Grapefuit.

In 2013 hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) Methyleugenol bewertet und als „möglicherweise krebserregend“ (Gruppe 2B) eingestuft. Dabei sah die Agentur es als erwiesen an, dass die Substanz im Tierversuch Krebs erzeugt:

„There is sufficient evidence in experimental animals for the carcinogenicity of methyleugenol.“

Eine andere Klassifizierung war allerdings nicht möglich, weil es keine Daten gibt, ob die Substanz beim Menschen Krebs erzeugt. Estragol hat die IARC noch nicht bewertet. Allerdings hat der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der EU (engl.: „Scientific Committee on Food“), die Vorgängerinstitution der heutigen EFSA, in 2001 eine Bewertung vorgenommen:

Conclusion

Estragole has been demonstrated to be genotoxic and carcinogenic. Therefore the existence of a threshold cannot be assumed and the Committee could not establish a safe exposure limit. Consequently, reductions in exposure and restrictions in use levels are indicated.“

Die Experten können also nicht sagen, welche Aufnahmemengen der Substanz Estragol sicher sind, und raten daher, die Exposition möglichst gering zu halten.

Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel, der Präsident des BfR, setzt in seinen Vorträgen den Konsum eines halben Blattes Basilikum gleich mit dem Konsum von zwei Zigaretten:

riskranking
Ein halbes Blatt Basilikum so risikoreich wie 2 Zigaretten? Arrivederci Pesto!

Wer hätte das gedacht? Frische Kräuter haben in der öffentlichen Wahrnehmung doch ein ganz anderes Image. Und so Tomaten-Mozzarella-Salat mit frischem Basilikum ist doch irgendwie todschick …

7 Antworten zu „Basilikum ist krebserregend”.

  1. Danke für die Info, dass sollte publik gemacht werden. Muskat soll ja auch schädlich sein und manche Pilze auch sehr giftig. Und das Mutterkorn im Weizen erst.

    1. Mutterkorn ist NICHT giftig – es ist LSD, eine harmlose Droge !!!

  2. Das halbe Blatt Basilikum ist sicher in seiner Wirkung nicht belegbar. Was treibt einen bislang angesehen Wissenschaftler wie Prof. Hensel zu solch blühendem Blödsinn auf der Folie????

    1. Das hängt wohl auch etwas vom „Blickwinkel“ ab. Alle Pflanzen schützen sich vor Schädlingsbefall durch Herstellung verschiedenster Gifte. Unterlägen die Inhaltsstoffe der Pflanzen dem Pflanzenschutzmittelgesetz, dürften sehr viele alltägliche Nahrungspflanzen ob dieser sekundären Inhaltsstoffe gar nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Viele Gewürze, deren Würze oft auf diesen Inhaltsstoffen beruht, wären dann auf der Verbotsliste. Aber selbst auf Kartoffel und Tomate müssten wir dann evtl. verzichten (Solanin, Chaconin, Tomatidin).
      Wer jetzt abwehrt: „Dann könnte man ja gar nichts mehr essen“, liegt nicht so ganz weit weg von der Wahrheit. Für mich zeigt dieser Sachverhalt aber nur, dass unsere Sicherheitsmargen bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln derart streng sind, dass sich niemand vor Pflanzenschutzmittelrückständen fürchten muss.

  3. […] Auf das aus Expertensicht größte Risiko hat der Verbraucher somit selbst Einfluss. Küchenhygiene spielt eine große Rolle, ebenso wie Wissen über die konsumierten Nahrungsmittel. Denn die Natur ist keinesfalls sanft. Da Pflanzen nicht weglaufen können, wehren sie sich gegen das Gefressenwerden auf andere Weise: Mutter Natur ist eine Giftmischerin. Mehr als 99 Prozent aller Pestizide in unserem Essen werden nicht von außen hinzugeben, sondern stammen aus den Pflanzen selbst. Und diese „Naturstoffe“ sind häufig gefährlicher als die böse „Chemie“. „Ein halbes Blatt Basilikum ist genauso gefährlich wie zwei Zigaretten“, sagt etwa der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Denn das in der Pflanze enthaltene Estragol ist nicht nur gesundheitsschädlich, sondern vermutlich auch krebserregend. […]

  4. In der Kaukasus-Region, so in Georgien, wird zu den Mahlzeiten bündelweise Estragon gereicht oder verwandt. Selbst Erfrischungsgetränke mit Estragon sind dort beliebt. Dennoch gilt die Region als eine, wo die Menschen besonders alt werden. Komisch…

Kommentar verfassen

Angesagt