Derzeit wird in den Medien wieder ein Disput gefeiert, der eigentlich keiner ist: Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Herbizid-Wirkstoff Glyphosat als “wahrscheinlich krebserregend” (Kategorie 2A) eingestuft. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) würde das anders einschätzen, heißt es, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) würde der BfR-Bewertung folgen. Letztlich sind IARC und BfR in der Bewertung einzelner Studien gar nicht so weit auseinander, beide Institutionen ziehen aber andere Schlussfolgerungen.

Während die IARC aufgrund einer Mäusestudie, bei denen den Tieren Glyphosat hochdosiert verabreicht worden ist, einen Zusammenhang zur Krebsentstehung feststellt, ist diese Studie für das BfR nicht ausschlaggebend, weil in der Praxis diese hohen Dosierungen nicht vorkommen. Die IARC stellt grundsätzlich fest, ob ein Akteur das Potenzial besitzt, Krebs zu erzeugen – unter welchen Bedingungen auch immer. Das BfR muss abschätzen, ob in unserem Alltag ein Risiko von dieser Substanz ausgeht. Es geht hier um den Unterschied von Gefahr („hazard“) und Risiko („risk“).

Der Unterschied zwischen Gefahr und Risiko lässt sich an einem Beispiel schön erläutern: Haie sind grundsätzlich für Schwimmer, Surfer und Taucher eine Gefahr. Weltweit werden jährlich rund 70 Hai-Angriffe gemeldet, etwa zehn Prozent dieser Attacken gehen für den Menschen tödlich aus. Das ist die Gefahr. In der Nordsee allerdings gibt es nur Dorn- und Katzenhaie und die sind für den Menschen gänzlich ungefährlich. Das Risiko also, in der Nordsee von einem Hai attackiert zu werden, geht gegen Null.

Die Hai-Bestände vor den Küsten dieser Welt sind einigermaßen bekannt: Wir können anhand solcher Daten abschätzen, wie groß das Risiko ist, an einem bestimmten Badestrand von Haien heimgesucht zu werden. Das Risiko lässt sich also kalkulieren: Man nennt das Risikobewertung oder „risk assessment“.

Genauso lassen sich die Folgen des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes für die menschliche Gesundheit abschätzen. Ich weiß aus Tierversuchen, wie giftig ein Stoff ist und welche Symptome er verursachen kann. Ich kenne aus Analysen der Lebensmittelüberwachung, ob und, falls ja, in welcher Menge, die Substanz in unseren Lebensmitteln vorhanden ist. Im Grunde bestätigen die Glyphosat-Funde in Bier und Urin die Thesen vom BfR: Die Substanz ist in so geringen Mengen in unserer Nahrung vorhanden, dass man sicher davon ausgehen kann, dass hier kein Risiko für die menschliche Gesundheit besteht.

Und: Je besser ein Wirkstoff erforscht ist, je mehr Daten und Auswertungen vorliegen, umso besser und genauer wird die Risikobewertung. Deswegen ist sich das BfR im Fall von Glyphosat seiner Sache auch so sicher.

44 Antworten zu „Haie in der Nordsee”.

  1. Avatar von Wolfgang Nellen
    Wolfgang Nellen

    Eine schöne Erklärung zum Unterschied zwischen Risiko und Gefahr!
    Ergänzend: nach dem Vorsorgeprinzip müsste das Baden in der Nordsee verboten werden, weil man nicht mit 100% Sicherheit ausschließen kann, dass sich ein gefährlicher Hai in Strandnähe verirrt – dass Haie tödlich sein können wissen wir ebenso wie die Tatsache, dass Haie grundsätzlich in der Nordsee vorkommen!

  2. Unabhängig von der Giftigkeit für den Menschen ist Glyphasat eine Katastrophe für die Biodiversitaet. Aber die kann man nicht wie ein Schweineschnitzel essen. Daher Tschüß Flora und Fauna und Hallo Billigfrass

    1. Irgendwie kommt die Anti-Glyphosat-Fraktion bei den Gesundheitsaspekten nicht weiter, da wird ein anderes Thema ins Scheinwerferlicht gezerrt: Biodiversität. Alle reden davon: die Grünen, das Umweltbundesamt, das Umweltministerium, die NGOs sowieso – der Chor klingt mal wieder wie abgesprochen. Nur: Ich kenne nicht eine Studie, die den Zusammenhang von Glyphosat-Einsatz und Biodiversität beleuchtet. Kennen Sie eine?
      Zu Biodiversität ist darüber hinaus folgendes zu sagen:
      1. Auch Bio-Bauern müssen die Biodiversität auf ihren Äckern reduzieren, wenn sie was ernten wollen. Also wird zum Beispiel in Mais und Rüben mehrmals gehackt. Viermal gehackt und den Feldrand gemulcht hinterlässt nicht mehr Arten am und auf dem Acker als die konventionelle Variante mit einer einmaligen Herbizid-Maßnahme – im Gegenteil: Bodenbrüter wie Feldlerchen werden durch die Hackerei massiv gestört. Biodiversität stellt sich durch das Weglassen von Herbiziden und von mechanischer Unkrautbekämpfung auch nicht automatisch ein. Häufig setzt sich dann an einem Standort die Pflanze durch, für die die Bedingungen dort optimal sind: Dann steht dort halt keine Gersten-Monokultur, sondern eine Kamillen-Monokultur. Es stellt sich auch die Frage, welchen Wert oder welchen Dienst an der Natur etwa Distelnester im Getreidefeld leisten. Machen wir uns nichts vor: Diese Disteln werden nicht über den Winter stehen bleiben und etwa einem Stieglitz als Futterquellen dienen. Die werden gemäht und entsorgt werden und der Acker wird neu ausgestellt. Daher möchte ich generell dafür plädieren, Biodiversität nicht generell als Güte-Merkmal für eine Ackerfläche heranzuziehen. Vielleicht sollte man lieber versuchen, auf dem Acker effizient zu arbeiten, um dann Luft zu haben, um wichtige und seltene Habitate ganz aus der Produktion herauszunehmen.
      2. Biodiversität ist kein Wert kann sich. Eine Gesellschaft kann in einem öffentlichen Diskurs dem Schutz der Arten eine besondere Stellung einräumen, aber das ist auf jeden Fall diskussionswürdig. Man muss das nicht gut finden, dass für Millionen von Euro etwa Fledermausschutzwände errichtet werden müssen, damit eine Autobahn gebaut werden kann. Vielleicht findet man es wichtiger, dass die Schulen gut ausgestattet sind und es für jedes Kleinkind einen Kitaplatz gibt. Ich persönlich genieße meinen großen Garten mit Extra-Distel-und Brennnessel-Ecken für Stieglitze und Tagpfauenaugen und freue mich über drei Sorten Spechte an der Futterstation oder einem Taubenschwänzchen am Schmetterlingsflieder – aber das ist mein persönliches Ding. Oder mit Vince Ebert: „was bitte hat ein Pandabär je für uns getan? Im Gegensatz zum Darmbakterium. Ohne diese kleinen, putzigen Kerlchen hätten wir keine Verdauung! Wir würden innerhalb von kürzester Zeit ins Gras beißen.“

      1. Ach schillipaeppa, natürlich kann man Biodiv nicht essen und zu Geld machen. Materialwert einer Sumpfmeise? Ein paar Cent. Für konventionelle Landwirte ist Biodiversität natürlich nebensächlich. Es sei denn, sie wird bezahlt, aber unsere Umwelt wird ärmer und geraet zunehmend aus dem Gleichgewicht… und dann gibt dein Taubenschwänzchen auf youtube und by the way: deine 3 Spechtarten kommen bestimmt nicht aus Erdlöchern geflogen (weiss ich zufällig als Foerster mit Fachabi Agrar). Geh lieber weiter philosophieren und such beim Spaziergang Rebhühner … findest keine mehr? komisch, die gab’s doch noch vor 30 Jahren? Ahh, bestimmt die Jäger…
        P.S. Eine Studie zum Biodiv verlust gibt es z.B. auf den Seiten des BfN…

  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Rebhuhn_(Art)#Gef.C3.A4hrdung_und_Schutz

    Zudem stellen der zunehmende Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln und anderen Pestiziden in der maschinellen Landwirtschaft eine wachsende Gefährdung dar. Großflächiger Pestizideinsatz unter Einbeziehung der Ackerraine in die Intensivnutzung führt zu fehlender Insektennahrung in der Brutzeit, die zum Verhungern der Küken führen kann. Durch eine geringere Kräutervielfalt wird unter anderem eine geringere Resistenz gegenüber Krankheiten bewirkt. Auf Wiesen mit frühem Schnittzeitpunkt werden Hennen mitsamt dem Gelege totgemäht, da sie mit fortgeschrittener Brutperiode sehr fest auf ihren Eiern sitzen.

    1. Sorry, aber Wikipedia ersetzt keine wissenschaftliche Studie. An den Wikipedia-Texten kann bekanntlich jeder mitschreiben. Und selbst so, wie es da steht, scheinen die Ursachen für den Rückgang der Rebhuhn-Population vielfältig zu sein. Wie sieht es aus mit den zunehmenden Schwarzwild-Beständen? Und bevor jetzt wieder die Bauern schuld sind: Bei uns im Landkreis ist der Maisanteil seit Jahren konstant und trotzdem steigen die Jagdstrecken sowie die Wildschäden.

  4. Vielleicht noch eine Frage zu Ihrem Motivation? studierte Philosophin, gelernte Redakteurin, auf dem Land gestrandet… und vielleicht sogar Frau eines Landwirtes und Aktivistin bei „wir machen Euch satt??- ich finde das sollte nicht unerwähnt bleiben, frei nach dem Motto „wess Brot ich ess….

    1. Wie wäre es, wenn wir einfach auf der Sachebene weiterdiskutieren oder fällt Ihnen nichts mehr ein? Ich habe es nicht nötig, persönlich zu werden.

  5. Was ist Ihre Sachebene in dem Sie diese Unterstellung schreiben „Alle reden davon: die Grünen, das Umweltbundesamt, das Umweltministerium, die NGOs sowieso – der Chor klingt mal wieder wie abgesprochen.“

    Sie kommen so unverfangen und offen als nette Philosophin vom Lande daher und haben Ihre eigene Agenda stehen Sie doch zu Ihren Motiven und dem Background! Wer im Glashaus sitzt…

    Zu was wünschen Sie nun genau Fakten?

    1. Sehe ich genauso…die Motivation dieser Blogschreiberin…WER ist SIE? Scheint mir doch alles sehr einseitig beleuchtet…und hört sich an wie die Pressestelle eines mega Pharmakonzerns bloggerisch verkleidet…weil das ´geht´ im Moment.
      Zufällig habe ich auch Kontakte zu Landwirten, die alle massiv Giftmittel einsetzen…und diese auch noch teuer bezahlen müssen…selbst diese konventionellen Landwirte geben zu, daß die Biodiversität massiv abgenommen hat…und hier spreche ich nicht nur von Spatzen, Meisen, Rotkehlchen, Greifvögeln, Feldhamstern und Insekten die vor gut zwanzig Jahren noch in großer Anzahl vorhanden waren, jetzt aber zum Großteil verschwunden sind.
      Es geht hierbei vor allem um die Biodiversität des BODENS. Der ERDE selbst. Das sind Vorgänge die wir nicht mit bloßen Augen sehen können, daß sind Mikroorganismen die durch den MASSIVEN Einsatz der Giftmittel ZERSTÖRT werden..und zwar FÜR IMMER.
      Das kommt ganz klar vom massiven Eingriff durch Giftmittel in der Landwirtschaft. Die sich selbstverständlich auch auf den menschlichen Organismus auswirken, und sicherlich NICHT gesundheitsfördernd.
      Es ist auch zu beobachten, daß durch Giftmittel auf dem Feld natürlich auch Mäuse die Gifte aufnehmen und mit ihnen auch Katzen und Greifvögel, die natürlichen Feinde. Diese aber verenden elendig, wenn sie die bereits vergiftete Maus fressen.
      Giftmitteleinsatz warum? Weil das ein Riesenmarkt ist, bares Geld..die Landwirte müssen den Ertrag steigern und hängen an Bayer & Co. und das weltweit. Das geht auf Kosten unserer Gesundheit und der Umwelt..der Tiere und Pflanzen für die wir als Mensch (das höchste intelligente Wesen auf diesem Planeten??!) verantwortlich sind. Das ist traurig genug.
      Es tut mir leid, aber dieser ´Blog`ist mir zu einseitig und genauo lobbyhaft verklebt, wie die ´grüne Lobby`die sie verurteilen. Ach ja ICH BIN KEINE GRÜNE…die habe ich noch nie gewählt und das werde ich auch in Zukunft gewiss nicht tun.

    1. Auch diese Studie legt nahe, dass die Ursachen für den Rückgang der Rebhuhn-Population vielfältig sind. Ich kann mir vorstellen, dass allein der Umstand, dass viele Wiesen heute nicht mehr beweidet (und die Kühe auf der Wiese gemolken), sondern bis zu fünfmal im Jahr gemäht werden, Bodenbrütern zu schaffen macht. Sie haben weiter oben behauptet, Glyphosat sei eine Katastrophe für die Biodiversität. Der Nachweis für diese Behauptung steht noch aus.

  6. und das Rebhuhn kann man sogar essen

  7. Ein Ihnen ist nicht mehr zu helfen! 8. Klasse Biologie – Ökologische Kreisläufe… Was für eine Bauersfrau nicht sein kann, kann´s nicht geben.

    Probieren Sie Round up doch mal in Ihrem großzügigen Garten aus… aber bitte großzügig und mehrmals

  8. nichts ist in der Ökologie monokausal!

  9. Welche Artenvielfalt ist denn das Referenzsystem? Ist es die zu Jesu Geburt zum Jahre Null, oder noch früher, die von Anfang oder Ende des dreißigjährigen Krieges, die Am Anfang der Industrialisierung oder die maximale Artenvielfalt die es je gab und wann war diese? Ich glaube nicht, dass sich jemand anmaßen kann hierauf eine Antwort zu geben. Sicher ist, dass die Artenvielfalt in den vergangenen Jahrtausenden nie konstant war, sie hat mal zu- und mal abgenommen auch ohne chemische Pflanzenschutzmittel. Der Artenrückgang in den letzten Jahrzehnten kommt doch im Bereich Landbewirtschaftung vor allem durch den Rückgang des Grünlandanteils und den Wegfall von Sonderstandorten, auch hier kann man chemische Pflanzenschutzmittel nicht als Ursache anführen. Die aktuelle Diskussion um Artenvielfalt und chemische Pflanzenschutzmittel kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen vor dem Hintergrund, dass alle wirklich giftigen Mittel schon vor Jahren ihre Zulassung verloren haben und auch im Ökolandbau auf dem Acker vieles unternommen wird (mehrfaches Striegeln, Abflämmen, Hacken etc.) um die Artenvielfalt gegen über der Kulturfrucht maximal zu reduzieren.

  10. vielleicht mögen Sie mithelfen abzumildern: https://www.nabu.de/downloads/psm-kurzfassung.pdf

  11. Jorge S.: Was meinen Sie denn, mit ihren monologischen Dauerbeileidigungen hier zu erreichen? Irgend jemanden von Ihrer offensichtlich Ideologie gesteuerten Weltsicht damit zu überzeugen, indem Sie eine Unverschämtheit an die nächste reihen, ohne ein tatsächliches Argument zu bringen?

  12. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Deutschland beträgt 16,5 Millionen ha (46 % der Landesfläche).
    Davon werden 71 % ackerbaulich genutzt, 28 % sind Dauergrünland und auf 1 % der Fläche
    werden Dauerkulturen angebaut. Die häufigsten Ackerkulturen sind Getreide (auf 56 % der Ackerfläche),
    Mais (17 %) und Raps (12 %). Der größte Teil des angebauten Getreides ist Wintergetreide.
    Allein der Anbau von Winterweizen macht ungefähr die Hälfte des gesamten Getreideanbaus aus.
    Bezüglich der Anbauflächen von Ackerkulturen haben einige wenige, deutliche Veränderungen in den
    vergangenen Jahrzehnten stattgefunden. Die deutlichste Veränderung betrifft den Maisanbau, der
    seit den 60er Jahren um das Fünffache zugenommen hat. Gleichzeitig schrumpfte die Anbaufläche
    für Klee und Kleegras um mehr als 80 %. Der Getreideanbau zeigte flächenmäßig keine größeren
    Veränderungen, jedoch wurde über die Jahrzehnte hinweg immer mehr Sommergetreide durch
    Wintergetreide ersetzt. Dies wurde begünstigt durch die Verfügbarkeit chemischer Herbizide, da
    Wintergetreide ein höheres Maß an Unkrautbekämpfung benötigt als Sommergetreide. Genauso
    wurde die Abnahme des Klee‐ und Kleegrasanbaus durch die Verfügbarkeit chemischer Herbizide
    begünstigt, da diese Kulturen nicht nur als Viehfutter, sondern auch zur Unkrautunterdrückung
    angepflanzt werden. Die zunehmenden Möglichkeiten des chemischen Pflanzenschutzes führten
    überdies zu einer zeitlichen Verengung der Fruchtfolgen. Größere Veränderungen fanden auch auf
    Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe statt, die aufgrund des Strukturwandels aufgaben oder
    größer wurden. Darüber hinaus lässt sich eine Intensivierung der Landwirtschaft hinsichtlich externer
    Inputs, moderner Anbaumethoden und Mechanisierung beobachten. Diese Intensivierung spiegelte
    sich in den Ertragsniveaus wider, die für alle bedeutenden Kulturen konstant anstiegen.
    Gleichzeitig wurden in nennenswertem Maßstab ökologisch wertvolle Strukturen und Flächen wie
    Moore, Streuobstwiesen und Grünland in intensiv genutztes Ackerland umgewandelt. Des Weiteren
    verschwanden nach dem Ende der Flächenstilllegungspflicht der EU die meisten Brachflächen, die
    zuvor ein weitläufiges Netz aus verstreut liegenden, meist selbstbegrünten Rückzugsflächen für die
    Tierwelt dargestellt hatten.

    Klicke, um auf psm-kurzfassung.pdf zuzugreifen

    …und Glyphosat soll in diesem Zusammenhang keine Rolle spielen und boden- und biodiversitätsneutral sein?

  13. wie oben erwähnt ärgere ich mich über die verdeckte Lobbyarbeit für den Agrarbereich von Frau Susanne Günther und das Bashing von „die Grünen, das Umweltbundesamt, das Umweltministerium, die NGOs sowieso – der Chor klingt mal wieder wie abgesprochen.“ Sie ist, wie leicht herauszufinden, Aktivistin für „wir machen euch satt und pro konventionelle Agrarwirtschaft.“ Soll sie doch Ross und Reiter nennen und wie sie Ihre Brötchen verdient.

    1. Ja, ich unterstütze „Wir machen Euch satt“, aber als Unterstützerin verdient man kein Geld. „Wir machen Euch satt“ ist eine Graswurzel-Initiative von Landwirten, die sich in die Diskussion über die moderne Landwirtschaft einbringen wollen.

  14. Dem Gruenen Bereich wird Ideologie unterstellt, mag sein… aber als Philosophin auf Abwegen können Sie und Ihre Mitstreiter/innen auch nicht ihre Ideologie, Herkunft und Agenda abstreifen. WIR MACHEN EUCH SATT, macht Euch die Welt untertan… oder was treibt Sie an. Die Wahrheit? Gibt es die?

    1. JorgeS: Für wen arbeiten Sie eigentlich, oder welchem Verband oder Gruppe stehen sie nah? Nun seien Sie auch mal ehrlich so wie Frau Günther. Unabhängig davon wofür man einsteht sind doch die Argumente entscheidend und bezüglich Glyphosat und Artenvielfalt stellen sie unbelegte Vermutungen an oder können sie neutrale Quellen nennen mit statistischer Sicherheit? Ich denke nicht! Aber seit der „Glyphosatstudie“ im Bier ist „Pissen ja wichtiger als Wissen“ in manchen Kreisen.

  15. ich bin nicht parteilich gebunden, habe ein abgeschlossenes naturwissenschaftliches und betriebswirtschaftliches Studium, Abiturschwerpunkt Agrar, arbeite nicht im grünen Bereich, bin nicht mit einem Bauern verheiratet und liebe gesundes Essen, die Natur und lebenswerte Kulturlandschaften und habe keinen Blog… was treibt Sie denn als Putenzüchter an?

  16. http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/Risiko-Bewertung-von-Glyphosat-Dreistes-Faelschungsverfahren;art4306,3723058… hier wieder ein Beispiel aus medizinischer Sicht…

    ich stehe halt der Zwangsbeglückung meiner Umwelt und Nahrungsmittel mit Glyphosat kritisch gegenüber… kann aber auch verstehen, dass sich die konventionelle Agrarwirtschaft in Ermangelung an Alternativen an Glyphosat festhält. Aber locker und ideologiefrei kommt die Agrarlobby nicht rüber und das wird an den „Ökos“ doch kritisiert.. und Frau Günther agiert wie ein Kampagnerin, halt bloß von „der anderen Seite“. Das ist keine unabhängiger Fachjournalismus.

    1. Es gibt aus fachlicher Sicht gute Gründe, die für einen Einsatz von Glyphosat sprechen: Pfluglose Bodenbearbeitung, die verschiedene ökologische Vorteile mit sich bringt, wäre ohne Glyphosat nicht umsetzbar. Hierzu ein paar: Links:
      http://www.scilogs.de/vom-hai-gebissen/glyphosat-fuer-den-regenwurm/
      http://www.hna.de/lokales/goettingen/goettingen-ort28741/interview-thema-glyphosat-ein-verbot-waere-aktionismus-5012116.html
      http://www.agrarheute.com/dlz/news/bodenleben-zaehlt
      Was mich an der Diskussion über Glyphosat stört, ist die Schwarz-weiß-Malerei. Es geht Grünen und Co nicht um die Sache, sondern um Deutungshoheit.

  17. Ich sehe nicht nur Schwarz-weiss Malerei auf einer Seite der Ökos, sondern auch auf der Seite der konservativen Agrarlobby…

    Wieso ist es fragwürdig, dass ein Breitbandherbizit in Kombination mit mordernen Fruchtwechsel- und Bodenbearbeitungstechniken die Artenvielfalt negativ beeinträchtig – haben Sie zumindest die Ehrlichkeit und sagen zumindest: ja, nicht unwahrscheinlich mit Blick auf die wissenschaftlichen Arbeiten, die ich verlinkt habe

    Was sind denn realistische moderne Alternativen zum Glyphosateinsatz?

    Warum können Sie sich in Ihren kühnsten Träumen ihren Betrieb oder eine Betriebsgemeinschaft als Organismus ansehen?

    Warum macht man sich so von dem Totalherbizit abhängig?

    Warum so fantasielos?

    1. Sie haben Ihre Aussage „Glyphosat eine Katastrophe für die Biodiversität“ immer noch nicht belegt. Sie beschimpfen mich, dass ich das nicht einsehen will, aber nennen keine Gründ dafür, warum ich dass einsehen sollte. Sie sind in der Bringschuld. Im übrigens benötigen wir Glyphosat in unserem Betrieb nur in Ausnahmefällen, wenn etwa die Zwischenfrucht in milden Wintern nicht abfriert. Wir setzen ab und an zwar auch auf Mulchsaatverfahren, aber komplett pfluglos ist unserer Ansicht nach an unserem Standort nicht sinnvoll. Die Wahl der Ackerbaumethode hängt entscheidend vom Standort ab. Ackerbau ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Ich bin nicht abhängig von Glyphosat und ich habe auch keine Monsanto-Aktien. Die Art und Weise, wie diskutiert wird, stört mich einfach. Alle Ackerbauexperten befürworten eine Neuzulassung von Glyphosat. Wenn Sie dagegen sind, dann nennen Sie doch Alternativen. Und jetzt kommen Sie mir nicht mit Bio-Anbau, das hatten wir weiter oben schon.

  18. lobenswert, dass Ihr Betrieb Glyphosat nur zur Bodenbewirtschaftung einsetzt, da sind Sie aber herrlich allein und der Pestizid Mix und die Bewirtschaftungsart macht es… aber wenn man sich einmal für konventionelle Agrarwirtschaft entschieden hat…

    Pestizide auf dem Acker reduzieren Artenvielfalt

    Mittwoch, 17. Februar 2010

    Eine europaweite Studie der Uni Göttingen ergab, dass der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft hauptverantwortlich für den Rückgang der Artenvielfalt ist.

    Landwirte, die auf ihren Feldern giftige Pflanzenschutzmittel versprühen, verursachen damit einen deutlichen Artenschwund auf den Ackerböden und deren Umgebung. Das ist das Ergebnis einer Studie von Agrarwissenschaftlern der Universität Göttingen in acht west- und osteuropäischen Ländern. So lebten auf einem ökologisch bewirtschafteten Acker rund 1.000 verschiedene Arten, auf einem mit Pestiziden behandelten nur noch etwa halb so viele, sagte der Agrarökologe Teja Tscharntke.

    Für die Studie wurden 150 Weizenfelder in Deutschland, den Niederlanden, Schweden, Irland, Spanien, Polen, Estland und Frankreich untersucht. Laut Tscharntke befinden sich diese Felder in den unterschiedlichen Regionen, sind verschieden groß und wurden auf verschiedene Weise bewirtschaftet. Ziel der Untersuchung sei es gewesen, die Wirkung einzelner Faktoren auf die Vielfalt von Pflanzen und Tieren, vor allem Käfer und bodenbrütende Ackervögel, festzustellen.

    Die Forscher analysierten unter anderem die besondere Lage der Felder, den Charakter der Landschaft, die Bodenbeschaffenheit, die Nähe zu anderen Biotopen und vor allem die Art der Landbewirtschaftung. Das Resultat sei eindeutig, sagte Professor Tscharntke. Hauptschuld am Rückgang der Tier- und Pflanzenvielfalt sind demnach Ackergifte wie Insektizide oder Fungizide, mit denen Insekte beziehungsweise Pilze bekämpft werden.

    Der Ökolandbau hingegen, der Ackergifte vermeidet, wirkt sich laut der Studie positiv auf die Vielfalt der Pflanzen und Laufkäfer aus. Allerdings profitierten Brutvögel kaum davon. Denn wie viele Säugetiere, Tag-Schmetterlinge oder Bienen lebten die Vögel in größeren Landschaftsgebieten. So seien sie auch gefährdet, wenn in der Nachbarschaft ökologisch bewirtschafteter Felder Pestizide eingesetzt werden. Die Schlussfolgerung von Teja Tscharntke lautet daher: „Wer Artenvielfalt will, muss auf den Einsatz von Spritzmitteln weitestgehend verzichten“. [mbu]

    Klicke, um auf ASCI-15.pdf zuzugreifen

    1. Auch diese Studie ist wieder allgemein gehalten, das Wort „Glyphosat“ kommt im ganzen Text nicht einmal vor. Und siehe oben: Artenvielfalt als Wert ist diskutierbar.

  19. Glyphosate-based herbicides reduce the activity and reproduction of earthworms and lead to increased soil nutrient concentrations

    http://www.nature.com/articles/srep12886

    1. Zur Regenwurm-Studie gibt es diesen lesenswerten Kommentar: http://weedcontrolfreaks.com/2015/09/dead-plants-are-probably-bad-for-earthworms/

      Mir ist aufgefallen, dass die Autoren der Studie Roundup Speed benutzt haben, Dieses Mittel enthält Pelargonsäure. Die EFSA stellt dazu fest: „For pelargonic acid, data gaps to address the following aspects of the ecotoxicological risk assessment were identified: aquatic organisms, bees, in-field populations of non-target arthropods, earthworms, soil microorganisms and non-target plants (seedling emergence). A low risk to birds, mammals and sewage treatment organisms was concluded. A risk was identified for earthworms and in-field populations of non-target arthropods.“ (http://www.efsa.europa.eu/sites/default/files/scientific_output/files/main_documents/3023.pdf, S. 2-3)

      1. Hoffentlich hilft der Sachkundenachweis (kam die Forderung danach eigentlich aus der Agrarlobby) Ihren Kollegen reines Glyphosat einzusetzen – gibt es das überhaupt?

    2. Avatar von Wolfgang Nellen
      Wolfgang Nellen

      Als ausgebildeter Naturwissenschaftler sollten Sie sehr schnell erkennen, wie schlecht dieses Papier ist und wie tendenziös die Folgerungen. Ich liebe solche Papiere für Seminare, in denen man kritisches Lesen der Literatur lernt und ein wenig den Respekt vor Journalen wie Nature verliert.

  20. Pérez G.L., Torremorell A., Mugni H., Rodríguez P., Solange Vera M., do Nascimento M., Allende
    l., Bustingorry J., Escaray R., Ferraro M., Izaguirre I., Pizarro H., Bonetto C., Morris D.P. &
    Zagarese H. (2007): Effects of the herbicide Roundup on freshwater microbial communities – a
    mesocosm study. In: Ecological Applications 17, 8, 2310 – 2322

  21. Es ist wirklich die Frage: welche Nachwelt, welche Böden, welche Schäden, welchen Fussabdruck möchte ich mit meinem Komsum, meiner Lebensidee und meiner Arbeit hinterlassen? ja, eine ideologische Frage! Ökonomisch sind konventionelle Landwirte aktuell und kurzfristig vergleichsweise „produktiver“ pro Flächeneinheit als Landwirte aus dem Ökolandbau – aus Sicht der biologischen Vielfalt und Bodengesundheit können Sie mich nicht überzeugen. Und dafür akzeptiere ich den höheren Preis. Das ist mein kleiner Beitrag, meine Philosophie. Aber für wen ein Panda nichts wert ist… der möchte vielleicht einfach nur satt machen, auch ein Lebensziel, irgendwie

    1. Auf die Ertragseinheit (z.B. 1 Kilo Weizen) bezogen, schneidet die konventionelle Landwirtschaft laut einer aktuellen Studie (http://hffa-research.com/wp-content/uploads/2016/01/hffa-rp-01-2016.pdf) in Sachen Biodiversität sogar besser ab, schlichtweg, weil sie effizienter ist. Sie können ja gerne Bio-Essen kaufen. Es ist auch legitim, dass für diesen Bedarf Bio-Lebensmittel produziert werden. Gesamtgesellschaftlich macht es aber keinen Sinn, auf Bio-Landbau umzustellen. Derzeit haben wir eine Koexistenz von konventionell und ökologisch bewirtschafteten Flächen nebeneinander. Würden alle Flächen nur noch nach den Prinzipien des Ökolandbau bewirtschaftet werden, werden die Erträge massiv einbrechen, weil Krankheits-, Unkraut- und Schädlingsdruck steigen. FAZ-Autor Jan Grossarth stellt in seinem Buch „Vom Land in den Mund“ fest, dass rund 50 Prozent der Bevölkerung kein nennenswertes Vermögen haben und somit von der Hand in den Mund leben. Die sind wahrscheinlich froh, dass sie günstige Lebensmittel in guter Qualität kaufen können. Und ich bin mir sicher, dass ist politisch auch so gewollt („Brot und Spiele“).

      1. ohh, HFFA, sehr seriös und unabhängig http://www.hffa.info/index.php/about-us/executive-committee.html
        , da bevorzuge ich doch eher Fachuniversitäten…vielleicht kann man seinen Geldbeutel auch schonen in dem man nicht täglich Fleisch konsumiert oder sein Geld in die Mediamärkte trägt, aber wer das Spiel mitmacht http://de.statista.com/statistik/daten/studie/75719/umfrage/ausgaben-fuer-nahrungsmittel-in-deutschland-seit-1900/

  22. oder wie Vince Ebert sagt: „Man kann den absoluten Nullpunkt niemals erreichen“. Egal, wie beschissen es Dir also geht, es ist immer noch Luft nach unten. Und das ist doch schon mal eine tröstliche Botschaft. Live long and prosper. Zukunft is the future.“

    1. Weltweit gibt es 34 Hotspots in denen mehr als 50 % der Arten vorkommen, diese Flächen umfassen lediglich 2,3 % der Erdoberfläche und keines dieser Gebiete liegt in Deutschland. Generell nahm die gesamte Artenvielfalt im Laufe der Zeit zu, immer wieder unterbrochen von Massensterben. Die derzeitige Artenreduzierung resultiert aus dem Verhalten der Menschen: Klimaerwärmung, steigende Weltbevölkerung, Zerstückelung von Lebensräumen (z.B. Autobahnen) Ausdehnung der Siedlungsfläche, Tourismus und Freizeitverhalten, Umweltverschmutzung, Habitatzerstörung und veränderte Landnutzung(Grünlandumbruch, Trockenlegen von Feuchtgebieten, Flächenintensivierung). Zur Flächenintensivierung gehört zum Beispiel auch Flurbereinigung, größere Mechanisierung aber auch intensivere Pflege der Ackerfrüchte (chemisch und mechanisch). Um die Biodiversität zu sichern, bedarf es zum einen hoher Erträge auf einen Großteil der landwirtschaftlichen Flächen, hierzu ist auch der chemische Pflanzenschutz unerlässlich, und zum anderen gezielter Maßnahmen wie Ackerschonstreifen und Blühflächen.

  23. Ackerschonstreifen und Blühflächenanlage macht doch kein Landwirt wirklich freiwillig/unentgeltlich und bei dem Nährstoffeintrag kenne ich die Blühflächen schon http://www.farbe-ins-feld.de/Saatgutmischungen/Saaten-Zeller/455/ Blütenreiche Bienenmischung aus 50 Wild- und Kulturarten sind da schon die Luxusmischungen… aber Sie können mich als Kunde ihrer Produkte nicht überzeugen.

    Konventionelle, produktionsmaximierende Landwirtschaft ohne die Zügelung durch die ökologischen Verbände, kritische Kunden und eine aufmerksame Gesetzgebung würde zu Verhältnissen in der Agrarwirtschaft in den USA und Argentinien führen. Dies wird mir in dieser Diskussion und der Argumente der Diskutanten sehr deutlich.

  24. […] Wolf (hier wird immer beschwichtigt) die Begriffe Gefahr und Risiko erklären und das dann mal in Relation mit dem Glyphosat in Pflanzenschutzmitteln (hier herrscht gelegentlich Hysterie) setzen. […]

  25. […] Dosen bewertet. Es gibt einen Unterschied von Risiko und Gefahr! Bitte lesen Sie dazu auch Haie in der Nordsee von Susanne […]

  26. […] Die Unterschiede bei der Bewertung haben einen Grund: Während die IARC aufgrund einer Mäuse-Studie, bei denen den Tieren Glyphosat hochdosiert verabreicht worden ist, einen Zusammenhang zur Krebsentstehung feststellt, ist diese Studie z.B. für das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) nicht ausschlaggebend, weil in der Praxis diese hohen Dosierungen nicht vorkommen. Die IARC stellt grundsätzlich fest, ob ein Akteur das Potenzial besitzt, Krebs zu erzeugen – unter welchen Bedingungen auch immer. Das BfR muss abschätzen, ob in unserem Alltag ein Risiko von dieser Substanz ausgeht. Es geht hier um den Unterschied von Gefahr (“hazard”) und Risiko (“risk”). […]

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