unkrautabbrennen
Quelle: Waldeckische Landeszeitung

Heute stand es wieder in der Zeitung: Ein Gärtner hat aus Versehen beinahe einen Hausbrand verursacht, als er Unkraut mit der offenen Gasflamme beseitigen wollte. Das Abflämmen von Unkraut wird gerne als chemiefreie Alternative zur Unkrautbeseitigung empfohlen. Doch heißt „chemiefrei“ automatisch „ohne Risiko“? Wohl kaum! Ich habe mal Google bemüht und hier ein paar Meldungen aus den letzten Wochen zusammengestellt. Diese Auswahl ist rein zufällig und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:

 

 

13.07.2016, Dorsten (NRW): „Gärtner verletzt. Heckenbrand drohte auf Gebäude überzugreifen“

12.07.2016, Stockstadt (Hessen): „GEFÄHRLICHE GARTENARBEIT: beinahe Nachbarhaus angezündet“

08.07.2016, Burladingen (Baden-Württemberg): „Nicht nur Unkraut in Brand gesetzt“

06.07.2016, Burbach (NRW): „Statt Unkraut fast ganzes Haus abgefackelt“ 

28.06.2016, Worms (Rheinland-Pfalz): „Hecke abgebrannt“

23.06.2016, Hullern (NRW): „Beim Flämmen verletzt. Feuerwehr rückte zu Einsatz nach Hullern aus“

05.06.2016, (Höver, Niedersachsen): „Abflämmgerät setzt Nadelbaum in Brand“

03.06.2016, Werne (NRW): „Abbrennen von Unkraut führt zu großem Feuerwehraufgebot – „Nur“ Gartenlaube brannte“

21.05.2016 Steinfurt (NRW): „Heckenbrand breitet sich auf zwei Dachstühle aus.
Feuer macht zwei Häuser unbewohnbar“, „Heckenbrand breitet sich auf Wohnhaus aus“

20.05.2016, Höxter (NRW): „Bei Heckenbrand Rauchvergiftung zugezogen“

11.05.2016, Bad Salzlufen (NRW): „Gärtner will Unkraut entfernen und fackelt Haus ab“, „200 000 EURO SCHADEN AM HAUS. Der Gärtner wollte nur Unkraut vernichten“, „Unkraut jäten führt zu Hausbrand“

11.05.2016, Minden (NRW): „MEHR ALS 100 000 EURO SCHADEN. Schon wieder Brände, weil Unkraut abgefackelt wurde“, „Dachstuhlbrand nach Abbrennen von Unkraut“

07.05.2016, Nordhorn (NRW): „Hecke fängt beim Abflämmen von Unkraut Feuer“

14.04.2016, Offenburg (Baden-Württemberg): „Offenburger Gärtner fackelt beim Unkrautjäten seine Hecke ab“

09.04.2016, Haunetal (Hessen): „3 PFERDE TOT. Hof beim Frühjahrsputz abgefackelt“, „Unkraut abgeflämmt, Turnierpferde tot“

Das Problem scheint zu sein, dass die Gasflamme Hecken und Sträucher in Brand setzt und die Flammen dann auf in der Nähe stehende Gebäude übergreifen. Bei trockener Witterung kann das sehr schnell gehen. Die Schäden, die sich hier so über das Jahr summieren, sind immens. In Frankreich ist in 2015 bei Abflämmarbeiten gleich eine ganze Veranstaltungshalle abgebrannt. Nicht auszudenken, wenn hier mal Personen ernsthaft zu Schaden kommen. Politiker bemühen doch sonst unentwegt das Vorsorgeprinzip. Wenn sie Abflämmen als Alternative zum Einsatz von Chemie empfehlen, sollten sie dann zumindest nicht vor den Gefahren warnen? Allein der Hinweis, wie er jedes Jahr zur Weihnachtszeit verbreitet wird, einen Eimer Löschwasser bereitzustellen, würde viel Leid verhindern.

Priska Hinz, Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, ließ Ende Juni 2015 verlautbaren, dass in Hessen künftig Anwendungen mit Glyphosat-haltigen Präparaten nicht mehr genehmigt werden sollen:

„„Es gibt noch zu viele Freilandflächen, auf denen dieser Wirkstoff angewandt wird. Hier müssen Alternativen, wie das mechanische oder thermische Bearbeiten der Flächen zum Einsatz kommen“, so Ministerin Hinz. Insbesondere in der Beratung muss darauf sehr deutlich hingewiesen werden. In Hessen werden wir solche Anwendungen, soweit rechtlich möglich, künftig nicht mehr zulassen“.“

Ob es eine Stelle im Ministerium gibt, die sich mit der Erlassfolgenabschätzung beschäftigt?

 

 

6 Antworten zu „Unkraut abflämmen – harmlose Alternative?”.

  1. Avatar von Wolfgang Nellen
    Wolfgang Nellen

    Wäre es nicht sinnvoll, Frau Hinz aufzufordern, eine Unkrautabflämmordnung zu erlassen? Es wäre dann ein Amt zur Überprüfung der Implementation der Unkrautabflämmordnung einzurichten. Eventuell sollten Unkrautabflämmvorrichtungen nur gegen Vorlage eines Unkrautabflämmscheins verkauft werden. Zertifizierte Unkrautabflämmbrechtigte müssten entsprechende Schulungen durchlaufen um z.B. unerwünschte Beikräuter von geschützten Pflanzen unterscheiden zu können. Weiterhin wären Schulungen erforderlich, um brennbare Materialien (z.B. Benzin) identifizieren zu können um das Abflämmen von Unkräutern in der Nähe solcher Materialien zu vermeiden. Unkrautabflämmberechtigte müssen einen jährlichen Bericht über Unkrautabflämmaktivitäten vorlegen und darin auch dokumentieren, wie viele Wohnhäuser, Garagen, Gartenhäuser etc. abgefackelt wurden.

  2. […] Im Juli hatte ich an dieser Stelle zur Diskussion gestellt, ob Unkraut abflämmen mit dem Gasbrenner so eine harmlose Alternative zu Glyphosat ist. Von den Klimaeffekten mal abgesehen scheint doch gerade bei trockener Witterung von dieser Methode ein gewisses Brandrisiko auszugehen. Ich will an dieser Stelle fortlaufend aktuelle Meldungen sammeln. Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für weitere Meldungen kann der Kommentarbereich genutzt werden. Ich werde die Liste gerne ergänzen. […]

  3. Abflämmen funktioniert wunderbar und außer dem Unkraut erwischt man auch gleich noch nervige Ameisen, hässliche Käfer und ekelige Spinnen. Ist biologisch und wird vom Umweltschutz empfohlen = ich hab ein gutes Gewissen!

  4. unser Rasen besteht auch nur noch aus Gänseblümchen, Löwenzahn, Wegerich, etc.

    Im letzten Jahr habe ich an einer Ecke angefangen, alles Unkraut einzeln auszustechen. Viele Stunden habe ich knieend verbracht!!! Gut für Oberschenkel und Po – und über den Sinn des Lebens nachzudenken!

    Aber jetzt zeigt sich der Erfolg! Zwar nicht an den Oberschenkeln, aber der Rasen wächst wieder, die Lücken schließen sich.

    So nach und nach will ich den ganzen Rasen wieder auf Vordermann bringen.

  5. Prinzipiell sollte sich mit Abflammen dieselbe Wirkung erzielen lassen wie mit bodenebenem Abschneiden: Wenn man dranbleibt und das wieder austreibende Grün wieder „abkocht“, verbraucht die Pflanze nach und nach ihre Reserven, bis diese aufgebraucht sind.

    Das heißt aber vermutlich, dass man mindestens wöchentlich ran muss.

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