Diskussionskultur

Die sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter, Instagram und Co werden gerne von klassischen Medienmachern beschimpft. Das ist verständlich, denn das Internet im allgemeinen und die sogenannten Social Networks im speziellen haben die Mediennutzung revolutioniert. Gerade jüngere Menschen nutzen die verschiedenen neuen Kanäle massiv und Fernsehen und Tageszeitungen seltener als die ältere Generation. Was auch neu ist: Kommunikation im Internet ist keine Einbahnstraße. Posts auf eigenen Webseiten oder auf Facebook können kommentiert, Tweets auf Twitter beantwortet werden. Journalisten bekommen heute schneller und direkter Feedback als früher über den Weg des Leserbriefes. Und auch Politiker sind im World Wide Web auf einmal greifbar geworden. Jeder kann öffentlich Stellung nehmen zu ihren Äußerungen, und das vor den Augen der Weltöffentlichkeit.

Je nachdem wie kontrovers die geäußerten Meinungen und Statements sind, kann sich schon einmal eine lebhafte Debatte entwickeln. In der ersten Jahreshälfte wurde im Netz viel diskutiert rund um die Frage, ob die EU-Zulassung des Herbizid-Wirkstoffes Glyphosat verlängert werden soll oder nicht. Der Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen Harald Ebner hat da eine sehr dezidierte Auffassung, die er auch offensiv im Internet verbreitet, zum Beispiel auf Twitter:

Auch auf der Facebook-Seite von Harald Ebner wurden Glyphosat-Funde – etwa in Bier –  munter kommentiert:

glyphosat_bier

Zugegeben: Es war nicht immer einfach, eine sachliche Tonlage zu halten und sich die Ironie zu verkneifen, aber selbst die Medienöffentlichkeit hatte inzwischen das „Biergift-Theater“ (Faz) mehr oder weniger durchschaut und machte bei dem Alarmismus der Grünen und der NGOs nicht mehr mit. Irgendwann im März dieses Jahres, während in Baden-Württemberg der Wahlkampf für die Landtagswahl in die heiße Phase ging, schaltete Harald Ebner die offene Diskussion auf seiner Facebook-Seite ab. Seitdem können nur noch seine Facebook-Freunde dort kommentieren und seitdem findet dort auch so gut wie keine Diskussion mehr statt. Meine Facebook-Freundschaftsanfrage hat Herr Ebner – trotz mehrmaligen Nachfragens – bis heute nicht angenommen.

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Quelle: Facebook

Von Zeit zu Zeit aber tauchen Kommentare von Harald Ebner auf Facebook-Seiten auf, wo (nahezu) jeder kommentieren kann, so zum Beispiel heute auf der Seite des NRW-Landtagsabgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen Norwich Rüße: Es ging um ein Fachgespräch zum Thema „Pestizidreduktionsprogramm NRW“ im Düsseldorfer Landtag in der letzten Woche. Herr Ebner hatte dort zum Thema Glyphosat referiert. Ich machte in der Facebook-Diskussion (nur für Facebook-Freunde von Norwich Rüße sichtbar) darauf aufmerksam, dass der „Experte“ Ebner im Mai 2015 mit einem Bild einer Bewässerungsanlage für den Verzicht auf Pestizide warb. Das sorgte für Unmut:

ebner_angepisst

Ich habe ihn dann darauf aufmerksam gemacht, dass er diesen Fauxpas doch auch selbst einmal witzig fand:

Aber leider verabschiedete er sich anschließend mit dem folgenden Kommentar auf seiner Facebook-Seite komplett aus der Diskussion:

agrochmietrolle

Die Kommentatoren, die ihm zu Leibe gerückt waren, kamen alle aus der konventionellen Landwirtschaft, also die Form der Landwirtschaft, die Harald Ebner und seine Parteikolleg*innen über die Agrarwende abschaffen wollen. Und dann wundert er sich, dass er Widerspruch erntet? Sich der Diskussion zu entziehen, indem er Andersdenkende pauschal als Trolle abstempelt, spricht weder von einer gepflegten Diskussionskultur noch von Respekt vor einer gewissen demokratischen Tradition. Und das eine haben uns doch schon unsere Großeltern erklärt: Wer austeilt, muss auch einstecken können.

 

Bildnachweis: https://harald-ebner.de/presse/presseservice/

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3 Kommentare zu „Diskussionskultur“

  1. Eine treffende Zusammenstellung. Die große Chance, die soziale Medien bieten kommt hier durch persönliche Schwächen von Ebner leider an Ihre Grenze.

  2. Typischer Ebner,

    Herr Ebner mahnt gerne eine faire Diskussionskultur an. Selber wirft er dann mit Begriffen wie „Merkelgift“ um sich und stilisiert sich zum Verteidiger der Volksmeinung. Wer hat ihn denn zum Vertreter des Volkswillen gemacht und woher kennt er immer so genau den Volkswillen? Kann es nicht eher sein, dass er den Volkswillen mit seiner eigenen Meinung verwechselt? Wenn man dann eine andere Meinung vertritt wie er, zieht er sich schmollend zurück und macht alle Menschen mit anderer Meinung zu „Handlangern der Agroindustrie“ oder gleich zu „Agrochemietrollen“. Ich bin einer der von Herrn Ebern bezeichneten angeblichen „Agrochemietrolle“ und frage mich wie Herr Ebner bei einem solchen Benehmen eine besser Diskussionskultur einfordern kann. Mir kommt dabei ein alter Spruch in den Sinn: „Bevor ich den Splitter im Auge des Anderen sehe, sollte ich erst einmal den Balken vor dem eigenen Kopf erkennen.“ Herr Ebner, in diesem Sinne freue ich mich schon auf die nächste faire, kultivierte Diskussion mit Ihnen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ihr Agrochemietroll und Handlanger der Agrarindustrie

  3. Pingback: Vom Umgang Grünen-Abgeordneter mit Landwirten – Teil 5: Glyphosat

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