Das Umweltbundesamt (UBA) verkündet diese Woche die aus seiner Sicht besorgniserregende Feststellung, dass sich Glyphosat im menschlichen Urin anreichere. Der einzige Grund zur Besorgnis, den ich hier erkennen kann, ist, dass das Umweltbundesamt offensichtlich bewusst die Politik der Grünen flankiert, die derzeit den Ausstieg aus der „Sackgasse Pestizide“ vorantreiben wollen. Es ist gar nicht Aufgabe des Umweltbundesamtes, Gesundheitsrisiken zu bewerten. Das macht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Das Umweltbundesamt forscht an Folgen für die Umwelt und sollte eigentlich öffentliche Äußerungen auf diesen Kompetenzbereich beschränken.

umweltbundesamt_glyphosatnachweis_in_urinprobenBereits 2013 hatte das BfR auf eine ähnliche Studie des BUND umfassend Entwarnung gegeben:

„Da bereits die Rückstandsgehalte als sicher gelten, weisen die im Urin gefundenen Werte nicht auf eine gesundheitlich bedenkliche Belastung der Verbraucher mit Glyphosat hin. Auch die AMPA-Konzentrationen stellen aufgrund der geringen Toxizität des Metaboliten keinen Grund zur Besorgnis dar.“

Die Untersuchung des BUND wurde damals als Unstatistik des Monats ausgezeichnet. Der wesentliche Kritikpunkt ist der gleiche, wie er heute für die UBA-Untersuchung gilt: Aus der Tatsache, dass eine Substanz im Urin nachweisbar ist, ergibt sich noch lange nicht, dass hier auch eine Gefahr für die Bevölkerung vorliegt. Immerhin hat der BUND im Gegensatz zum UBA einen detaillierten Bericht veröffentlicht, in dem die Methodik beschrieben wird und die Messergebnisse aufgeführt sind. Vermutlich wird die Methodik der UBA-Untersuchung ähnlich sein: Die Messungen wurden nämlich vom selben Labor vorgenommen: dem Medizinischen Labor Bremen  – ein Zufall?

In den Baumärkten gibt es als Alternative zu Glyphosat fast nur noch Produkte mit Pelargonsäure. Bei diesem Wirkstoff gibt es keine Erfahrungen, wie er auf Dauer auf Menschen wirkt. Ob Pelargonsäure krebserregend ist, wissen wir nicht. Alle Hobbygärtner dürfen jetzt Versuchskaninchen spielen. Wer hat das eigentlich zu verantworten? Pelargonsäure reizt die Schleimhäute und steht in Verdacht, das Bodenleben zu schädigen.

Die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat 2013 einen Bericht zur Risikobewertung von verschiedenen Fettsäuren, darunter auch Pelargonsäure verfasst. Unter dem Punkt „Kanzerogenität“ steht der Hinweis „Vorliegende Daten von begrenzter Validität“, sprich: Es liegen zur Frage, ob der Wikrstoff Pelargonsäure krebserregend ist, keine auswertbaren Daten vor. Weiter heißt es, der Wirkstoff schädige Nützlinge wie Regenwürmer. Generell wird angemahnt, dass zu wenig Informationen vorliegen, um die Umweltrisiken abschließend einschätzen zu können:

„Für Pelargonsäure wurden Datenlücken für die folgenden Aspekte der ökotoxikologischen Risikoeinschätzung identifiziert: Wasserorganismen, Bienen, Populationen von Gliederfüßern im Feld, die nicht geschädigt werden sollten, Erdwürmer, Boden-Mikroorganismen, Pflanzen, die nicht geschädigt werden sollten (Keimung). Es wurde ein geringes Risiko für Vögel, Säugetiere und Organismen in der Abwasseraufbereitung festgestellt. Für Erdwürmer und Populationen von Gliederfüßern im Feld, die nicht geschädigt werden sollten, besteht ein Risiko.“

Die EFSA weist also auf „Datenlücken“ hin – sprich: fehlende Informationen. Die EFSA-Bewertung müsste dem Umweltbundesamt bekannt sein. Ginge es hier um einen neu zuzulassenden synthetischen Wirkstoff, dürften wir mit Vertuschungs- und Vernebelungsvorwürfen aus dem grünen Lager rechnen, aber die Alternative zum verhassten Glyphosat darf anscheinend unbekannte (Langzeit)Folgen haben.

Wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Testet das Umweltbundesamt Urin auch auf Bio-Pestizide wie Pyrethrine, Spinosad und Azadirachtin? Alle drei werden im Biolandbau eingesetzt, sind zum Teil bienenschädigend und nützlingsschädigend sowie als Insektizide wesentlich giftiger als Glyphosat. Und trotzdem dürfen diese Mittel im Hausgarten eingesetzt werden. Kann das sein, dass es hier nicht wirklich um die Sache, sondern um eine politische Mission geht?

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Als Beamtin hat sich Behördenleiterin Maria Krautzberger in ihren privaten Äußerungen in der Öffentlichkeit neutral zu verhalten. Das interessiert sie anscheinend nicht. Am vergangenen Wochenende bewarb sie via Twitter die „Wir haben es satt!„-Demonstration in Berlin.

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Auch Maria Krautzbergers Tweets vom gestrigen Tage zur Glyphosat-Untersuchung des UBAs lassen eine gewisse professionelle Distanz vermissen. Wünschenswert wären zumindest jeweils Links gewesen zu entsprechenden Studien aus ihrem Hause. Aber hier werden einfach Glaubenssätze verbreitet – von einem wissenschaftlichen Ansatz keine Spur.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Antwort zu „UmweltBUNDesamt: eine Behörde mit politischer Mission”.

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